Burnout, die wohl meist gefürchtete, aber auch am wenigsten ernst genommene Krankheit…

Burnout ist eine Krankheit die vor allem Industrienationen betrifft, aber wie geht man damit um, wenn man betroffen ist? Und wie kommt man wieder zurück in einen Arbeitsalltag?

Als erstes, benötigt man Zeit! Zeit ist nach meiner Erfahrung das A und O. Es bringt überhaupt nichts, nach ein paar Wochen sich zu denken „Was stell ich mich denn so an? Das muss wieder gehen!“ denn dann kommt man einfach nur in eine Abwärtsspirale.

Sich raus nehmen, sich um sich selbst kümmern, vielleicht sogar eine Kur machen… Auch professionelle Hilfe kann und sollte in einigen Fällen in Anspruch genommen werden, um dem „Wieso?“ auf den Grund zu gehen.

Aber was, wenn Arbeiten wieder geht? Wie damit umgehen? Wie viel sagen?

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen:

Ehrlichkeit vereinfacht so viel…

Ich habe durch mein BurnOut meinen alten Job nicht mehr ausüben können, bin an das andere Ende von Deutschland gezogen und habe bei Null angefangen.

Natürlich ist das ein Extremfall, aber es zeigte mir, wie extrem solch eine Krankheit in das Leben einschneiden kann.

Ich wurde am 23.11.2022 krank und ich habe am 27.11.2023 einen neuen Job angefangen. Im Bewerbungsgespräch sagte ich von Anfang an, dass ich krank bin. „Ich bin chronisch krank, und ich bin aktuell mit Burnout krankgeschrieben“ sagte ich. Viele nannten das unüberlegt, naiv oder auch dumm, weil es mich im Vergleich zu anderen Bewerbern natürlich als ein Risiko hinstellt.

Aber ich fasste den Entschluss wohl überlegt: Was würde mir eine Arbeit bringen, die mich wieder so belastet, dass ich wieder in ein Burnout gerate? Ein Grund meines Burnouts war mangelnde Kommunikation meinerseits, als ich merkte, überfordert zu sein. Ich schämte mich, nicht die Leistung zu liefern, die ich sonst immer liefern konnte, und ich schämte mich so sehr, dass ich es nicht schaffte, es zu kommunizieren, bis es zu spät war. Das wollte ich unter keinen Umständen wiederholen.

Ich sagte von Anfang an, dass ich keine 100% arbeiten will, um mehr Ausgleich zu haben und mich erstmal wieder einzufinden. Von 0 auf 100 nach einem Burnout kann ich auch jetzt rückblickend wirklich niemandem empfehlen.

Die ersten Wochen kam ich wirklich nach der Arbeit nach Hause, und fiel einfach ins Bett. Aber es ist auch super schön, wieder eine Aufgabe und einen Beruf im Leben zu haben. Nicht mehr nur in den Tag zu leben und zu wissen, dass eine Krankheit ein Leben zerstört hat, sondern ein neues Leben aufzubauen.

Dadurch, dass mein Team Bescheid weiß, achten sie auf mich. Sie verstehen, wenn ich einen Tag mal weniger kann, später komme, früher gehe (danke Gleitzeit) oder mal 10 Minuten Pause brauche. Ohne die Kommunikation meinerseits, offen damit umzugehen, dass ich nunmal erkrankt bin und war, währe eine solche Umgebung nicht möglich. Und ohne solch eine Umgebung, würde ich glaube ich nicht wieder solch eine Freude an der Arbeit haben und mich langsam wieder wirklich gesund fühlen!

Was blieb? Die Erschöpfung. Bis heute sage ich, 100% könnte ich nicht. Ich habe jetzt eine 80% Stelle und finde diese genau richtig für mich. Wird sich das wieder ändern? Ich weiß es nicht. Das wird die Zukunft zeigen. Aber ich weiß, dass ich immer mein Bestes geben möchte, daher würde ich keine 100% Stelle annehmen, wenn ich nicht wüsste, ihr gerecht zu werden.

Ich fühle mich wohl, wo ich jetzt bin. Ich baue langsam mein Gewerbe wieder in meinen Alltag ein, achte aber weiterhin auf ausreichend Schlaf und genug freie Zeit für mich, um runterfahren zu können.

Ich bin viel in der Natur, im Wald, treibe Sport,… Aber liege auch gerne einfach mal mit einem Film auf dem Sofa oder lese im Bett.

Zusammenfassend hilft mir:

— mehr Schlaf als früher und auf genug Schlaf achten

— Bewegung, um den Kopf wirklich mal frei zu bekommen und für den Körper einen Ausgleich zu haben

— Zeit für mich, mit dem, was ich gerade will, ob Serie schauen, lesen oder den Kleiderschrank ausmisten, einfach das tun, was sich gerade richtig anfühlt

In der Zeit wo ich krank geschrieben war lernte ich viel über mich selbst. Wie ich Erschöpfungssymptome schnell erkenne und was mir auch hilft. Dieses Wissen hilft mir nun wirklich sehr. Gleichzeitig lasse ich meine Wochenenden meist leer oder mit maximal einem Termin, um einfach Zeit zur Regeneration zu haben.

Ich denke, ich bin auf einem guten Weg, und ich hoffe für Jeden dort draußen, der auch diese Krankheit durchstehen muss oder musste, dass er einen Weg und einen Umgang damit findet.

Die Angst wieder zurück zu fallen bleibt, sie wird nur kleiner, weicht in den Hintergrund und überschattet nicht mehr die Freuden, einfach wieder arbeiten zu können.

Möglich ist dies nur durch ein tolles Team mit Verständnis.

Und dafür bin ich unendlich dankbar.