Bildaufbau und Bildwirkung

Zwei große Worte, die ich da als Überschrift gewählt habe… Doch was haben die Beiden gemeinsam, und was vielleicht auch nicht?

Gehen wir erst einmal in die Definition der Wörter:

Ein Bildaufbau beschreibt den Aufbau des Bildes, wie das Wort schon sagt. Also was man wo ins Bild positioniert, welche Schnitte man nutzt, was man in den Fokus nimmt,…

Bildpositionierung kann hierbei an Regeln angelehnt sein wie zb der Drittelregel (das Motiv ist auf einem der Drittellinien des Bildes positioniert), den goldenen Schnitt (Motiv ist in der Lehre der Fibonacci Spirale positioniert) oder einer zentralen Motivpositionierung. Es gibt auch einige Fotografen/Fotografinnen die das ganz “frei Schnauze” machen und sich wenig Gedanken darüber machen, weil sie ihr Auge so geschult haben das sie das nehmen “was gut aussieht”. Alles davon ist fein, alles davon ist gut und es kommt einzig und allein auf das Bild an, was gefällt und was man machen möchte. Dann kommt es natürlich auch darauf an, wie man das Bild im generellen aufbaut. Heißt man hat jetzt eine Positionierung des Motivs gefunden, jetzt ist die Frage: Soll der Hintergrund scharf sein oder unscharf? Welchen Effekt möchte man? Möchte man es eng geschnitten haben, oder ein Weitwinkelbild? Möchte man über Vordergrund- und Hintergrundpositionierungen eine Tiefenwirkung erschaffen, oder möchte man etwas klar als Zentrum abbilden, ohne Störelemente? Bricht man gezielt Regeln um ein Bild spannend zu gestalten, oder hält man sich an die “Blickschule”, also baut man ein Bild klassisch in “Leserichtung” von links nach rechts auf, lässt man sein Motiv ins Bild schauen, oder arbeitet man freier,…?

Will man zb eine Landschaft abbilden, baut man meistens deshalb einen Vordergrund ein, damit das Bild Dreidimensionaler wirkt und man einen Bezug hat, wie groß oder klein etwas ist. Hat man ein Motiv im Zentrum (zb bei einem Portrait) möchte man, wenn man es „klassisch“ macht, zb nichts im Vordergrund, weil der Blick direkt auf die Person gehen soll und dort verbleiben.

Alles dazwischen und noch viel mehr sind möglich und ändern schlussendlich den Aufbau, aber auch die Bildwirkung des Bildes.

Wo wir beim Thema Bildwirkung wären! Eine Bildwirkung beschreibt das Gefühl, die Empfindung, aber auch die Gedanken, die der Betrachtende erlebt, währen er das Bild betrachtet. Ein Portrait vor einem neutralen Hintergrund hat eine ganz andere Wirkung als ein Bild eines Hundes auf einem Berg mit Blick in den Horizont, wo gerade die Sonne hinter der nächsten Bergkuppe untergeht. Der Bildaufbau entscheidet darüber, wie die Bildwirkung schlussendlich sein wird. Ob ein Bild in “gut” oder “böse” unterteilt werden kann, oder ob es Emotionen hervorruft, ist alles ein Effekt der Bildwirkung. Möchte der Betrachtende beim ansehen weinen, lachen, fühlt sich sein Herz warm an? Auch das sind Bereiche die wir steuern können. Hierbei gehört natürlich noch mehr dazu als der reine Bildaufbau. Auch die Farben und die Bearbeitung beinhalten Faktoren, die die Bildwirkung beeinflussen. Möchte man ein warmes Bild eines sich freuenden Paars im Sonnenuntergang im Sommer bearbeiten, wählt man vorzugsweise warme Farben und verstärkt damit das Empfinden eines warmen Tages. Ein Bild in kühlen Farben bearbeitet, zb ein Herbstbild, wird vermutlich an einen kalten Tag erinnern und auch diese Wirkung erzielen, wo hingegen das gleiche Herbstbild warm und hell bearbeitet einen lauen Herbsttag als Emotion erwecken kann, wo die Sonne nochmal ihre letzte Kraft hervorholte und es nochmal schön warm war. Das alles passiert faktisch (mehr oder weniger) durch eine einzige Einstellung, in welchen Farbtemperatur das Bild bearbeitet ist… Und es verändert die Bildwirkung komplett!

Wichtig bei dem ganzen Thema ist: Weder gibt es DEN einen Bildaufbau der für dies oder jenes “richtig” wäre, noch gibt es DIE Bildwirkung, die man erzielen kann. Die Emotionen zu vermitteln kann zwar ein großes Ziel sein, dennoch wird jeder Betrachtende das Bild unterschiedlich interpretieren, sodass man nie DIE eine Wirkung erzielen können wird. Und das ist auch total ok! Deshalb gibt es Zielgruppen, deshalb arbeitet jeder Fotograf/jede Fotografin nach SEINEN/IHREN Vorstellungen und ein Bild, dass für die eine Zielgruppe total toll sein wird, löst in einer anderen Zielgruppe nichts oder etwas ganz anderes aus. Davon darf man sich nicht entmutigen lassen, denn irgendwann wird man seine Zielgruppe gefunden haben, die die eigenen Bilder und die Aussage dahinter mögen und verstehen.